Verpackungsmüll in Deutschland und der EU

Einweg- und Verpackungsmüll ist eines der größten Probleme unserer Zeit.
Warum wird jetzt so viel darüber geredet? Gibt es das Problem schon immer?

Einen Coffee To-go, ein Schnitzel oder asiatische Nudeln in der Styropor-Box. Immer mehr Menschen konsumieren Essen außer Haus oder lassen sich dieses liefern. Ausgetrunken, aufgegessen und die Verpackung wird weggeschmissen.

Was auf der einen Seite bequem sein mag, produziert auf der anderen Seite eine Menge Müll. Nicht selten landet dieser Einwegmüll in Parks, bleibt an Uferböschungen oder am Strand liegen oder landet im Meer. Zudem kommen die Stadtreinigungen kaum hinterher den Verpackungsmüll zu reinigen. Selbst wenn der Müll dann in den Müllverbrennungsanlagen endet, bedeutet das angesichts existierender Mehrwegalternativen eine Vergeudung unserer natürlichen Ressourcen.

 

Wo fällt eigentlich der meiste Müll an?

Müll entsteht, sobald Produkte oder Materialien nicht mehr benötigt werden. Die Nutzungsdauer ist eine entscheidende Kenngröße. Ein Blick in den eigenen oder öffentliche Mülleimer verrät schnell, welche Produkte im Alltag die kürzeste Nutzungsdauer haben: Verpackungen und Einwegprodukte. Das wichtigste Verpackungsmaterial: Plastik. Während Plastik im Bausektor durchschnittlich 35 Jahre im Einsatz ist, haben Verpackungen eine Nutzungsdauer von gerade mal 6 Monaten, teilweise sogar weniger als einen Monat. Im Anschluss landen sie im Müll.

 

LebensdauerPlastik_EinsatzPlastik (1)-12-1Quelle: PLASTIKATLAS | Appenzeller/Hecher/Sack, CC BY 4.0

 

Ein Drittel des Einweggeschirrs bzw. To-Go-Verpackungen werden durch Systemgastronomien und Imbisse in den Verkehr gebracht. Privathaushalte kommen auf 19 Prozent mit Verpackungen für beispielsweise Partys und Picknicke. Den Rest machen Tankstellen, Verkaufsautomaten, Volksfeste, Hotels, Cafés, Kantinen und der Lebensmitteleinzelhandel aus.

 

Zum Leitfaden für Mehrweg in der Gastronomie

 

War das schon immer so?

Müll ist menschengemacht.

Wenn wir in die Geschichte schauen, sehen wir, dass Plastik bis in den 1950ern noch als wertvolles Material behandelt wurde. Produkte waren auf eine lange Nutzungsdauer ausgelegt und wurden oftmals unverpackt verkauft. Erst als die Konsumgüterindustrie die Vorteile von Plastik für sich entdeckt hatte, entwickelte sich ein Lebensstil und -standard, der immer mehr Abfall produziert. Die Industrie spart hierdurch Geld und vereinfacht Lieferketten. Konsumierende werden bequem und sparen sich den Aufwand, Flaschen und Verpackungen zurückzubringen.

Hinzu kommt eine immer größer werdende To-Go Industrie, welche durch gesellschaftlichen Wohlstand und Schnelllebigkeit im Alltag vieler Menschen getrieben wird. Zwischen 1994 und 2017 stiegen die Abfallmengen im To-Go-Bereich bzw. Sofortverzehr der Gastronomien um 38 Prozent.

Auch ein Anstieg von Ein- und Zweipersonenhaushalten führt zu kleineren Füllgrößen und/oder vorportionierten Einheiten, was sich wiederum auf den Verpackungsverbrauch auswirkt.

Wer dabei in Vergessenheit gerät: unsere Natur, die das Konzept Müll nicht kennt.

 

Verpackungsmüll in der EU

Dass der Umgang mit Abfällen zu den wichtigsten Umweltthemen gehört und das weltweit, zeigen ebenfalls die Zahlen des anfallenden Verpackungsmülls innerhalb der EU:
Rund 88,5 Mio. Tonnen Verpackungsabfälle wurden in der EU im Jahr 2017 produziert. Im Vergleich betrug die Zahl der Verpackungsabfälle zehn Jahre zuvor noch etwa 81,5 Mio. Tonnen.

Wir Deutschen sind dabei die Spitzenreiter*innen in der Produktion von Verpackungsabfällen. 2017 betrug das Verpackungsabfall-Aufkommen rund 18,7 Mio. Tonnen. Wie prekär diese Zahlen sind, wird deutlich wenn ein Blick auf den Pro-Kopf-Verbrauch geworfen wird: 18,7 Mio. Tonnen entsprechen einem Pro-Kopf-Verbrauch von 226,5 Kilogramm pro Person.

 

Einweg ist kein Weg

Wenn Bequemlichkeit siegt, haben wir bald keinen Planeten mehr, auf dem wir leben können. Bis 2050 bräuchten wir 1,6 Erden, um natürliche Ressourcen wie gehabt weiter zu nutzen. Jede*r Konsumierende kann etwas dazu beitragen, dass sich das Müllaufkommen wieder reduziert: Einwegprodukte vermeiden. Den Alltag wieder entschleunigen und bewusst konsumieren, statt on-the-go. Und sich nicht darauf ausruhen, dass Recycling und eine gute Mülltrennung das Problem lösen werden, denn in der Realität landet nur ein Bruchteil des Mülls im Recycling.

Auch die Politik hat erkannt, dass Mehrweg die Zukunft ist. 2021 ist das Einwegplastikverbot in Kraft getreten. Zudem wurde die Mehrwegpflicht verabschiedet. Ab 2023 sind alle Gastronomien ab einer bestimmten Größe verpflichtet, Mehrweglösungen anzubieten.

 

Alle Details zur Mehrwegpflicht

 

 

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